Teil 4 | 17 Dinge, die man in einem Summer Camp erlebt Maike als Betreuerin im amerikanischen Feriencamp

| 4. Oktober 2016 | 0 Kommentare

Dass dieser Job meine Vorstellungen weit übertreffen würde und mich mehr fordern würde als ich erwartet habe, hätte ich so nicht gedacht. Die Arbeit mit Kindern ist eine Herausforderung und nicht immer einfach, aber die vielen schönen Erlebnisse sind die, an die man am Ende des Tages denkt und die ein Summer Camp so unvergesslich machen.

Maike auf dem Steg zum See

1_klein Die Arbeit als Counselor macht glücklich und wirklich müde

Unsere Tage sind lang und Pausen sind selten. Die letzten zwei Wochen habe ich von sieben bis 23 Uhr durchgearbeitet, war also jede Minute zur Genüge beschäftigt. Ich habe Schwimmunterricht, Schnorchelunterricht und water aerobics geleitet, Abendaktivitäten wie Campfire, Batik, und All Camp Spiele mit meinen zugewiesenen Kindern gehabt, zwischendurch als Lifeguard an dem See gestanden und aufgepasst, dass die Kinder sicher sind, gesungen, die Flagge gehisst, zwischendurch einem Mädchen das Schuhe zubinden beigebracht, meine Schwimmstunden geplant, gelernt mit einem Pontoon-Boot zu fahren, und vieles mehr. Es gab eigentlich keinen Moment, in der ich nichts zu tun hatte. Abends organisieren meine Co-Counselor und ich für die Kinder Vespers (Vespers sind Treffen mit der ganzen Hütte, wo Spiele gespielt werden und der Zusammenhalt der Kinder gestärkt werden soll) und schicken sie dann ins Bett. Danach haben wir noch interne Meetings, um den Ablauf der weiteren Tage zu besprechen. Wenn alles gut läuft und nicht plötzlich ein Kind mit Heimweh, Bauchschmerzen oder ähnlichem vor einem steht, oder die Kinder tatsächlich schlafen, fällt man in der Regel todmüde in Bett. Vor allem mein Job als Waterfront Director bringt viele Herausforderungen mit, an denen ich aber täglich wachse. Beispielsweise muss ich entscheiden, ob es an bestimmten Tagen sicher ist, die Kinder ins Wasser zu lassen, ob sie eine Rettungsweste tragen sollen etc. Es ist nicht immer einfach hier, aber ich bereue es keine Sekunde, hierhergekommen zu sein. Trotzdem lernt man seine freien Tage zu schätzen und zu genießen, denn trotz all der schönen Momente und dem Spaß, den wir hier haben, ist es ein ziemlich anstrengender Job.

2_klein Wir haben einen großen Einfluss auf die Kinder

In meinem Camp sind einige Counselor, die zuvor Camper waren und noch heute von ihren Counselorn schwärmen. Auch wenn ich mir das jetzt noch gar nicht richtig vorstellen kann, werden meine Kollegen und ich mit unseren Handlungen einen großen Einfluss auf die Kinder haben. Schließlich verbringen wir vier Wochen lang jeden Tag mit ihnen, unterstützen sie und bringen sie zum Lachen. Manchmal kommen Kinder auch an und bedanken sich bei einem, freuen sich, wenn wir mit ihnen spielen und sind dementsprechend auch traurig, wenn wir mal nicht da sind, sondern im „Happy-Counselor-Land“. Heißt, dass wir frei haben. Gerade dies macht den Job hier lohnenswert. Auch wenn er hart ist und die Kinder nicht immer zuhören, ist es schön, zu wissen, dass unsere Arbeit nicht unbemerkt bleibt.

3_klein Schlafen ist Luxus

Schlafen gehört hier zu einem seltenen Luxusgut. Daher nutze ich jede Minute, die ich finden kann, um etwas zu schlafen. Denn die Kinder sind voll mit Energie und es erfordert viel Kraft unsererseits, die Kinder bei Laune zu halten und sie von irgendwelchen Streichen abzuhalten.

4_klein American Food ist lecker…und ungesund

Ja, es ist wohl nicht abzustreiten: amerikanischen Campessen ist alles andere als gesund und nahrhaft. Zum Früßstück gibt es oft Süßes, wie zum Beispiel Pfannkuchen, Donuts, French Toast etc. Allerdings schmeckt alles ziemlich lecker und man gewöhnt sich ganz fix daran. Mittags und abends ist das Essen meist fettig und ich versuche, nicht allzu viel davon zu essen. Zu jeder Mahlzeit gibt es zum Glück eine Salatbar, sodass wir nicht ganz ohne gesunde Nahrung durch den Tag müssen.

5_klein Happy Kids, Happy Counselors

Unser Job besteht hauptsächlich darin, die Kinder glücklich zu machen. Das heißt, dass wir sie motivieren müssen, egal wie wir uns fühlen. Das Gute ist, wenn wir die Kinder motivieren und mit ihnen singen, steigt auch gleichzeitig die eigene Laune.

6_klein Man geht zusammen durch dick und dünn

Ja, es gibt nicht nur Tage, an denen man Spaß hat und sich freut, dass man hier ist. Obwohl die guten Tage definitiv überwiegen. Aber wenn man wenig schläft und einen viel zu langen Tag hat, ohne viele Pausen, dann gibt es auch manchmal Tage, an denen man am liebsten in seinem eigenen Bett sein möchte. Wenn alles nervt und man einfach nur wegmöchte. Aber wir sind hier eine wirklich tolle Gemeinschaft und jeder kümmert sich um jeden und man hilft einander sein Lächeln wiederzufinden und den Tag zu überstehen.

7_klein Days off:  Kinder, wir sind dann mal im Happy-Counselor-Land, see ya

Wir wollen den Kindern hier einen unvergesslichen Sommer bereiten und für sie ein „magic camp“ schaffen, das bedeutet auch, dass wir ihnen nicht sagen dürfen, dass der Campaufenthalt für uns ein richtiger Job ist und dass wir auch mal einen Tag frei haben. Wenn die Kids uns dann fragen, warum wir einen Tag mal nicht da sind, sagen wir ihnen, dass wir im „Happy-Counselor-Land“ sind. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie es merken :D. Übrigens: wenn wir bei einem Meeting sind, sind wir im „Sad Counselor-Land“.

8_klein Was ist nochmal Privatsphäre?

Im Moment lebe ich mit 13 Kindern und vier Counselorn zusammen in einer Hütte. Wir haben nur Toiletten mit Vorhängen (aus Sicherheitsgründen) und die Duschen sind ein paar Minuten entfernt. Das heißt, Privatsphäre ist hier ein Fremdwort. Aber nach einer kurzen Zeit gewöhnt man sich daran und es ist kein Problem mehr.

9_klein

Das Camp ist eine eigene Welt mit eigener Kultur

See bei Sonnenuntergang, mit Silhuette einer Frau

Das ist etwas, was ich mir vor meinem Aufenthalt noch nicht vorstellen konnte: Dass Camps eine eigene Kultur haben bzw., dass man sich wie in einer anderen Welt fühlt. Aber seitdem ich hier bin, wird mir immer bewusster, dass es so ist. Erstens weil mein Camp sehr abgeschieden liegt, mitten im Nirgendwo von Minnesota. Von der Außenwelt bekommen wir schlichtweg fast nichts mit. Vor allem, weil das Internet hier nicht so gut ist und wir unser Handy nur im staff room benutzen dürfen. Das macht aber nichts, weil wir sowieso wenig Zeit dafür haben und mehr reden und zusammen lachen.
Außerdem hat unser Camp spezielle Rituale, sowohl beim Essen als auch sonst. So gibt es zum Beispiel bei jedem Essen eine Person an jedem Tisch, die das Essen bringt. Außerdem eine Person, die nach dem Essen die Teller zusammenstapelt und Essensreste wegräumt. Diese Person wird durch ein Spiel ermittelt. Außerdem singen wir Graces vor und nach dem Essen, hissen jeden Morgen die Flagge und haben Vespers zum Abschluss des Tages. Das alles macht unser Camp aus, aber noch viel mehr. Da wir 24 Stunden zusammenhängen, hat sich schon nach drei Wochen eine enge Bindung entwickelt und wir können alle sein wie wir wollen. Jeder packt mit an und jeder kümmert sich um jeden, wenn es ihm mal schlecht geht. Hier interessiert es keinen, was für einen Kleidungsstil man hat, ob man den ganzen Tag in Leggings rumläuft etc. Man ist so wie man ist und das ist auch okay. Und um ehrlich zu sein, kann man sich hier benehmen, wie man das in der „zivilisierten“ Welt wohl kaum kann. Natürlich gibt es auch Dinge, die hier tabu sind (TNC = that is not camp), wie zum Beispiel Musik mit unangemessenem Inhalt oder Gespräche über Beziehungen  etc.

10_klein S’mores, Cookies and more

Wer noch nicht von s’mores gehört hat, der sollte definitiv so schnell es geht welche probieren. Es handelt sich hierbei um ein über ein Feuer gehaltenes Marshmallow, das in ein Sandwich aus Cracker und Schokolade gesteckt wird. Einfach lecker, wenn die Schokolade schmilzt. Außerdem backen unsere lieben Kollegen in der Küche hausgemachte Cookies für uns. Nicht zu oft, damit es etwas Besonderes bleibt. Zum Frühstück gibt es hin und wieder Donuts, Bananenbrot und ähnliches. Auf süßes Essen müssen wir also nicht verzichten. Allerdings müssen wir unser eigenes Essen in Kisten im staff room verwahren, um so zu vermeiden, dass Mäuse in unsere Holzhütten kommen bzw. Kinder uns zum Beispiel mit Schokolade sehen und auch welche haben wollen.

11_klein Es ist immer gut, eine amerikanische Freundin mit Auto zu haben

Straße und Skyline in den USA

Wenn wir mal Freizeit haben, organisiert das Camp zwar Shuttles zu nahegelegenen Restaurants, Shoppingmöglichkeiten etc., aber wirklich flexibel kann man dadurch natürlich nicht sein. Daher ist es für mich ganz praktisch, dass eine Freundin ihr eigenes Auto mitgebracht hat. So können wir das Camp verlassen, wann wir wollen und müssen nicht auf die Uhr gucken.

12_klein Lifeguarding ist definitiv kein Chillen und Sonnen am See

Als Waterfront Director habe ich nicht nur die Aufgabe, Stunden zu leiten, sondern auch, als Lifeguard während eines All Camp Swims, Free swims etc. aufzupassen. Das bedeutet nicht nur viel Verantwortung sondern auch eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Daher kann ich definitiv sagen, dass dieser Job nicht einfach ist und keinesfalls ein reines Sonnenbaden. Stattdessen bin ich viel mehr damit beschäftigt, die Kinder ununterbrochen zu zählen und einen guten Überblick über alle zu behalten, sie zu ermahnen, wenn sie die Regeln nicht befolgen.

13_klein Motorboot- und Pantoon fahren ist ziemlich cool

Ein ganz großer Pluspunkt ist definitiv auch, dass ich hier viel Neues ausprobieren kann, wozu ich in Deutschland wohl kaum eine Chance hätte. Darunter fällt auf jeden Fall, dass ich gelernt habe mit einem Pantoon und mit einem Motorboot zu fahren. Aber auch, dass ich einige Aktivitäten, die hier angeboten werden, wie zum Beispiel Schießen, lernen konnte. Auch wenn das Halten eines Gewehres am Anfang sehr ungewohnt und etwas beängstigend war.

14_klein Du hast mehrere Persönlichkeiten: von Freund bis Autoritätsperson

Das ist etwas, was mir hin und wieder schwerfällt. In einem Moment rede ich mit den Kindern wie eine Freundin, spiele mit ihnen Ball und im nächsten Moment muss ich sie ermahnen, weil sie zu laut sind und schon längst hätten schlafen sollen. Eine Balance zwischen diesen beiden Dingen zu finden, ist nicht immer einfach.

15_klein Nicht alle Kinder sind Engel

Ja, Kinder sind halt Kinder. Sie benehmen sich nicht, weigern sich aufzustehen oder etwas aufzuräumen oder wollen einfach nicht ruhig sein, wenn andere Kinder schon schlafen. Auch das gehört zum Campleben dazu. Zum Glück gibt es zumindest in meiner Hütte nicht viele Kinder, die dauerhaft so sind. Aber es gibt Tage, wo es so ist. Weil ein Kind nicht aus dem Bett kam, ist unsere komplette Mannschaft schon einige Male zu spät zum Flaggenhissen gekommen und wir mussten beschämt am Rande warten. Natürlich gibt es auch viele Kinder, meist die jüngeren, die einem jeden Tag durch ihr Verhalten oder ihre Äußerungen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

16_klein Routine macht das Leben im Camp einfacher

Die Tage sind anstrengend. Aber wenn man eine klare Struktur hat, wird der Tagesablauf einfacher und angenehmer für alle. Jeder weiß, was wann passiert und wer was zu tun hat. Da all dies im Camp gegeben ist und der Tag strikt durchgeplant ist, vergeht die Zeit wie im Flug.

17_klein Das Wetter ist unvorhersehbar und definitiv anders als bei uns

Ich bin erst drei Wochen hier, aber ich habe gefühlt schon jedes Wetter erlebt. Es gab Gewitter wie ich es noch nie zuvor erlebt habe, zwei Stürme und eine Tornadowarnung. Das Wetter ist hier definitiv intensiver. Heißt, wenn es windig ist, dann richtig. Es stürmt, es schüttet wie aus Eimern und es blitzt und donnert. Letzte Woche gab es hier eine Tornadowarnung. Das war alles andere als schön, da unser gesamtes Camp 1,5h im Duschhaus verbringen musste, da dieser Platz am sichersten für uns war. Geduckt saßen wir auf dem Boden, haben jedoch nach einiger Zeit angefangen Campsongs zu singen, um die Kinder und uns so auf andere Gedanken zu bringen.

Hier weiterlesen:

>> Zurück zu Teil 1: Die Vorbereitung

>> Zurück zu Teil 2: Das Summer Camp – Es ist wirklich wie im Film

>> Zurück zu Teil 3: Die ersten Tage im Summer Camp

>> Laura’s Erfahrungen aus dem Summercamp

Selbst ein amerikanisches Summercamp erleben:

Summercamp-Job USA Dein ultimativer Summerjob!

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Kategorie: Allgemein, Erfahrungsberichte, Magazin

Über den Autor ()

Nach dem Abitur hat Maike Linguistik studiert und ihren Bachelor dieses Jahr abgeschlossen. Nach einem zweimonatigen Auslandspraktikum in Liverpool freut sie sich jetzt darauf, als Camp Counselor und Waterfront Director in einem amerikanischen Camp in Minnesota arbeiten zu dürfen. Vor zwei Jahren hat sie bereits einen Roadtrip durch die USA gemacht. Zu ihren Hobbys gehören Reisen, Fotographie und Schwimmen. Ihre liebsten Reiseziele sind Dubai, Island und Amerika.

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